Dorfchronik zur 850 Jahr Feier – Teil 3

Text Karla Schmitz

Entwicklung des Schulwesens in Elte

In den dörflichen Gemeinden war während der vergangenen Jahrhunderte die Kirche einzige Trägerin des Bildungswesens, soweit man überhaupt von einem solchen sprechen konnte. Küster und Organisten leisteten hierbei wertvolle Hilfe. Wie in vielen anderen Orten so war auch in Elte das Küster- und Organistenamt mit dem Lehramt gekoppelt. In den Kirchenbüchern der Elter Pfarre wird der Küster und Organist Henricus Wischmann genannt, der als Erster neben kirchlicher Bildungsarbeit einigen Jungen und Mädchen zur Winterzeit in Bauernhäusern Schreiben und Rechnen lehrte. Entlohnt wurde diese Arbeit, wenn überhaupt, mit Naturalien. Die zweite Glocke der Elter Kirche, die Salvator-mundi-Glocke, enthält neben der Jahreszahl 1696 auch den Namen „henric wischmann custos“. Wischmann starb am 10.12.1698.

Die älteste Schulregistratur über Haupt-und Nebenschulen bringt 1792 den Vermerk: Hauptschule des Kirchspiels Elte, Winter-Curs: 29 Knaben und 18 Mädchen. Im Sommer wird hier keine Schule gehalten.“ Im landwirtschaftlich geprägten Dorf  war es selbstverständlich, daß die Kinder während der Sommerzeit bei der Ernte eingesetzt wurden. Bildung rückte in den Hintergrund.

Niemand kennt mehr das älteste Schulgebäude der kleinen Gemeinde. Es stand an der Südwestrecke des Kirchplatzes und muß wohl ein sehr kleiner Bau gewesen sein. Pfarrer Kloppenburg (1809-1836) schrieb in einem Notruf an die Behörde:“ Unser jetziges Schulhaus ist 11 Fuß lang und 11 Fuß breit und ist zur Winterszeit mit 60 Kindern so angepresset, daß selbst der Lehrer keinen Platz mehr darin findet. Sorgen Sie für meine Pfarrkinder!“

Nach langwierigen Verhandlungen zwischen dem Elter Pfarrer und dem Gemeindevorsteher Brelage einerseits und dem Landrat Cormann andererseits wurde der Auftrag für einen Schulneubau erteilt, bei dem das Holz der alten Schule Verwendung finden sollte. Die Lehrerwohnung war aus den Planungen gestrichen worden und man beschränkte sich aus wirtschaftlichen Gründen auf den Bau einer Schulstube. Die gesamte Bauausführung belief sich auf 635 Taler. Auf die Dienstwohnung für den Lehrer hat Elte dann bis 1863 warten müssen.
1819 wurde nun die zuvor genannte neue Schule zum ersten Mal benutzt und diente bis 1909 allen 8 Jahrgängen als Unterrichtsraum. Ein kahler Raum, jegliches Unterrichtsmaterial fehlte. Als Schreibtafel diente ein kleines Brettchen, es gab nur vier Tische. Die meisten Kinder saßen auf dem Fußboden und benutzten die Sitzbänke zum Schreiben. Vernichtend fiel auch das Urteil bei den Revisionen aus: „Mehr unwissende Kinder habe ich im Kreis Steinfurt nicht gefunden.“ Und es wurde dem Landrat gemeldet, dass sich „in keiner Schule Ihres Kreises so geringe Fortschritte finden wie in dieser.“ Allerdings ließ die Bezahlung des Schulmeisters in Elte auch sehr zu wünschen übrig. Die äußerst schlechte Dotierung war der Hauptgrund, weshalb die Lehrpersonen hier nicht seßhaft werden wollten. Aus einer Statistik zum Grundgehalt der Landlehrer im Jahr 1893 geht hervor, daß im Amt Rheine nur der Wadelheimer Schulmeister noch schlechter bezahlt wurde als sein Kollege in Elte.
Der damalige Pfarrer Kleickkamp erwarb 1906 ein Grundstück für eine neue Schule, da die alte für die mittlerweile über 100 Schüler zu klein geworden war. Diese Schule wurde 1906 auf dem jetzigen Dorfplatz entlang der Straße Rheine/Elte gebaut. Während Lehrerin Holtkamp bis 1911 noch im Altbau die unteren drei Jahrgänge unterrichtete, zog Lehrer Pieper mit den oberen Jahrgängen in die neue Schule ein. Nach 1911 diente die alte Schule der Elter Feuerwehr als Abstellraum für Geräte. 1912 wurde die Schule auf dem Dorfplatz erneuert und um eine Lehrerinnenwohnung erweitert. Die Baukosten betrugen 13358,– Mark.
Während der letzten Kriegsjahre wurde der Schulbetrieb dezentralisiert. Zur behelfsmäßigen Fortführung des Lehrbetriebes wurde im Dorf in Thiemanns Küche, auf der Feldkante bei den Bauern Sommer und Janning, an der Ems bei Schründer (Trampenhegge) und in Heine bei Bauer Strotmann unterrichtet.
Mit dem verlorenen Krieg kamen viele aus ihrer Heimat vertriebene Familien nach Elte, wo der Schulbetrieb bereits 1945 wieder aufgenommen wurde. Die Schülerzahl von 89 im Jahre 1936 erhöhte sich 1945 sprunghaft auf 179. 1949 wurde mit 221 Schülern die absolute Rekordmarke erreicht, eine Veränderung der räumlichen Situation war unumgänglich.
In ihrer Sitzung am 21.11.1951 beschloss die Gemeindevertretung den Bau einer neuen Schule auf einem Grundstück des Bauern Averesch. Dieses Schulgebäude wurde am 11.10.1954 seiner Bestimmung übergeben. Wegen der stetig wachsenden Schülerzahl wurde 1963 bereits ein nächster Neubau – er wird übrigens heute noch so genannt – nötig, der an das vorhandene Gebäude angesetzt und 1965 eingeweiht wurde.
Mit der Schulreform von 1968 kam das Aus für die Volksschulen. Die Ludgerusschule Elte wurde zur Grundschule mit nunmehr nur noch 98 Schülern. Die Klassen 5-8 besuchten jetzt die Hauptschule in Mesum. Wegen des dort herrschenden Raummangels mussten sie zeitweise wieder im Altbau in Elte einquartiert werden. Nach dem Neubau der Don-Bosco-Schule in Mesum waren diese Wanderjahre vorbei.

Nach der Gebietsreform im Jahre 1975 war es der Wunsch der Elter Bevölkerung und des Rates, die Schule „im Dorf zu lassen“. Seither ist die Ludgerusschule Elte eine mittlerweile fast zweizügige Bekenntnis-Grundschule mit 135 Schüler/innen im Schuljahr 2004/2005, die vom Schulleiter, 6 Lehrerinnen und einer Lehramtsanwärterin unterrichtet werden.