Schwanenburg Elte

Die Schwanenburg in der Bauernschaft Heine

von Bernhard Gehling

Der Standort der Schwanenburg

Es ist schwierig, Gewesenes zu vergegenwärtigen, aus alten Texten eine vergangene Welt zu neuem Leben zu erwecken, zumal, wenn in bezug auf Fakten und Zahlen nicht nur gesicherte, sondern auch höchst lückenhafte und zu interpretierende Informationen vorliegen, zur Meinungsbildung nicht nur Urkunden, auch Chroniken und Annalen herangezogen werden.

Gleichwohl mußte es reizvoll sein, mehr darüber herauszufinden, was es nun mit der vor 650 Jahren zerstörten Schwanenburg auf sich hatte, eine Burg aus alter Zeit, über die unterschiedliche Geschichten erzählt werden, mehr darüber zu erfahren, wer die damals Handelnden waren und was zu Tun bestimmte.

Die Edelherren von Steinfurt

Die Schwanenburg, um die es hier geht gehörte den Edelherren von Steinfurt. 1495 wurden sie in den Reichsgrafenstand, 1817 das Haus Bentheim- Steinfurt in den preußischen Fürstenstand erhoben. Der damaligen Burgherr Ludolf, Edelherr von Steinfurt, entstammte einem alten Adelsgeschlecht, das seit dem Jahre 1060 nachweisbar ist.

Stammsitz der Edelherren von Steinfurt (Stenforde) war die Herrschaft Steinfurt. Diese Adelsfamilie war bestrebt – wie zu dieser Zeit alle übrigen Landesherren – ihren Einflußbereich und ihre Territorien auszudehnen und zu festigen, so auch im Raum Rheine.
Diesem Zwecke diente die Schwanenburg. Sie manifestierte im Raum Rheine den Machtanspruch ihres Eigentümers.
Der Bau einer solchen Burg machte nur dann einen Sinn, wenn an Ort und Stelle gewisse Voraussetzungen erfüllt waren:
Erste Voraussetzung war eine günstige topgraphische Lage innerhalb eigenen Grundbesitzes. Diese Bedingung wurde voll erfüllt. Das dort vorhandene Gelände gehörte den Edelherren, es ist noch aus allen Himmelrichtungen gut einzusehen.
Auch die Kostenfrage konnte offenbar zufriedenstellend gelöst werden. Da der Bau und Unterhaltung einer Burganlage enorme Aufwendungen verschlangen, musste sichergestellt sein, das der wirtschaftliche Ertrag der Grundherrschaft ausreiche, dies alles auszugleichen.
Die Anlage musste, wollte sie auf Dauer Bestand haben, in einer sinnvollen Relation zur wirtschaftlichen Leistungskraft des Burgherrn stehen.
Auch in diesem Punkt boten sich an Ort und Stelle gute Voraussetzungen, da die Edelherren im Raum Rheine über eine größere Zahl von Bauerhöfen und anderen Rechte verfügten, die ein tragfähiges Fundament abgaben. Genügend Arbeitskräfte waren ebenfalls vorhanden.
Der Bau der Burganlage war mithin alles in allem wirtschaftlich vertretbar und machtpolitisch weitsichtig, nicht zuletzt im Hinblick auf das nahe gelegene Rheine.
Die Edelherren, die einen Schwan im Wappen und Sigel führten, nannten folglich die auf einer Emsinsel in der Nähe Mesum/ Elte erbauten Burg Schwanenburg (Swaneborch)
Die Edelherren von Steinfurt führten im goldenen Felde einen roten Schwan mit schwarzen Füßen und Schnabel. Aus dem Helm ein goldener Wedel, auf dem sich der Schwan wiederholt. (aus Spießen, Wappenbuch westf. Adels)

Bau der Schwanenburg vor 1303

Das Baujahr der Schwanenburg liegt im dunkeln. Es bleibt wohl für immer ein Geheimnis einer längst versunkenen Zeit.
Die älteste Urkunden stammen aus dem Jahre 1303. Es handelt sich um sehr alte, aber durchaus beredte Zeuge aus den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts. Eine Urkunde vom 16. Oktober 1303, eine Urkunde vom 31. Dezember 1303. In der ersten Urkunde bekundet Ludolf, Edelherr von Steinfurt, gegenüber Bischof Ludwig von Osnabrück, mit diesem für sich, seinen Vater und seine Helfer einen Vergleich zum Zwecke der Versöhnung schließen zu wollen.

In der Urkunde vom 31. Dezember 1303 verpflichtet sich Ritter Wilhelmus genannt Thymke für begangnes Unrecht an die Äbtissen von Methlen zwei Malter Roggen zu zahlen. Zeugen sind Pfarrer Rembertus von Rheine und andere.

Mit diesen Dokumenten wird nicht nur geschichtlich bewiesen, daß die Schwanenburg tatsächlich existiert hat, diese schriftlichen Zeugnisse sind auch Hinweise dafür, das auf der Burg pulsierendes Leben herrschte:

Ein „Friedensschluß“ wird offiziell dokumentiert, eine „Schadensersatzverpflichtung“ wird vertraglich anerkannt.

Übersetzung der Urkunde vom 16. Oktober 1303

Die Urkunde vom 16. Oktober 1303 hat übersetzt folgenden Wortlaut:
“ Die Friedensbedingungen, unter denen Ludolf, Herr von Steinfurt, sich für sich, seinen Vater Balduin und die Bundesgenossen mit Ludwig, Bischof von Osnabrück, versöhnt.
Gegeben zur Schwanenburg im Jahre 1303.
Wir Ludolph, Edler Herr von Steinfurt, wollen, das in Gegenwart sämtlicher, die im Begriff sind, es zu sehen und zu hören, offenbar wird, nichtsdestoweniger durch eine öffentliche Verkündung, das wir mit dem Christus Ehrwürdigen Vater und Herrn, dem Herrn Ludwig, Bischof der Kirche von Osnabrück, dem Domkapitel, den Ministerialien, der Bürgerschaft und auch mit seiner oben genannten Diözese Osnabrück für den Edlen Mann, unser Vater, den Herrn Balduin, für uns und auch für unsere sämtlichen Helfer, einen gütlichen Vergleich, der gewöhnlich Sone heißt, geschlossen haben und durch die Anwesenden eingefügten Bedingung, das die Gefangenen frei und gelöst, und das die Abgabe, die man Dingetale nennt, frei und gelöst seien und bleiben, von der einen und von der anderen Seite.
Zu Kraft und Zeugnis ist unser Siegel dem vorliegenden Schriftstück beigefügt.
Gegeben zur Schwanenburg im Jahre des Herrn 1303 am Tage des Seligen Abtes Gallus“.

Der Standort der Schwanenburg

Über den genauen Standort der Schwanenburg ist schon viel gerätselt worden. Das jüngste schriftliche Zeugnis über die zerstörte Schwanenburg sind die Aufzeichnungen eines Gräflich – Bentheimischen Regierungsrates.
In dieser Urkunde des Fürstl. Achivs von Bentheim-Steinfurt von 1809 heißt es wörtlich: „Schwanenburg war eine denen im Mannesstamm ausgestorbenen Edlen Herren von Stenforde gehörige Burg, von Steinfurt aus gerechnet jenseits des Emses Stroms, doch nahe an demselben im Kirchspiel Mesum, Amts Rheine, belegen.
Nach dieser Urkunde des Archivs Steinfurt soll also die Burg rechts der Ems, jedoch nahe an derselben, gelegen haben, und zwar auf einer Anhöhe
.
Die Steinfurt Herrschaften, die die Örtlichkeit 1809 besuchten, fanden nach dem Besuchsprotokoll diese Anhöhe vor und dort auch Spuren eines zerstörten Gebäudes wie Steine und zerbrochene Ziegel. Ein eiserne Stange nahmen Sie als Andenken mit.
Das Gesamte Gebiet dort ist eine ausgesprochene Niederung.
Als das in der Urkunde angegebene erhöhte Gelände kann eigentlich nur das Areal in Frage kommen, das heute – nach Süden und Norden versetzt – von fünf nebeneinanderstehenden Eichen eingegrenzt wird. Diese Parzelle überragt das übrige Gebiet deutlich.
Die die ehemaligen Burg umgebenden Flußarme sind an- bzw. zugefüllt worden, nachdem die Ems durch einen Durchstich einen Verlauf erhielt, der ihn weiter westlich verlegte. Übriggeblieben sind noch tote Flußarme, auch Kölke genannt.

zusammengefasst von Ludger Löcke

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